Globalisiertes Gesundheitswesen auf Kosten der Ärmsten

Der Mangel an Ärzten und Pflegenden ist längst ein globales Problem. Die Schweiz versucht, fehlendes Personal im Gesundheitswesen mit Zuwanderung vor allem aus Deutschland zu kompensieren. Deutschland rekrutiert Ärzte und Pflegepersonal in Polen, während Polen auf Personal aus der Ukraine angewiesen ist. Eine Kette, die immer so weitergeht – und an deren Ende die ärmsten Länder stehen. Oder anders ausgedrückt: Die gute medizinische Versorgung in hoch entwickelten Ländern funktioniert zulasten der kranken Menschen in ärmeren Staaten. Im britischen Manchester sollen inzwischen mehr Ärzte aus Malawi tätig sein als im südafrikanischen Land selbst. Jährlich wandern Zehntausende von Ärzten aus Afrika in Länder mit höherem Lohnniveau ab. Für Afrika ist diese Abwanderung von Medizinern eine Katastrophe. Denn das in die Ausbildungskosten der Fachkräfte investierte Geld geht mit deren Abwanderung verloren. Und gemäss OECD fehlen dem Kontinent bereits eine Million Ärzte. Pierre-Yves Maillard, Waadtländer Staatsrat und Präsident der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren, meint dazu in einem Interview in der «Basler Zeitung»: «Es ist einfach unmoralisch, wenn eines der reichsten Länder die Ausbildung der von ihm benötigten Ärzte nicht finanziert.»