Arztberuf und Familie

Die langen und unregelmässigen Arbeitszeiten machen es für Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte schwierig, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Oft verlängern unvorhergesehene und damit nicht planbare Ereignisse und Tätigkeiten den Arbeitstag. Dieser dauert nicht selten bis weit in den Abend oder in die Nacht hinein. Die meisten Kinderkrippen haben dann bereits geschlossen. Wohin also mit den Kindern? Für Spitalärztinnen und -ärzte mit Familie ein fast unlösbares Problem.

 

Zudem machen Wochenendeinsätze, Nachtschichten, Pikettdienste und befristete Anstellungen das Familienleben kompliziert. Wer hat noch genügend Energie, sich nach zwölf oder mehr Arbeitsstunden intensiv um das Wohl der Familie zu kümmern?

 

Eigentlich ist es erstaunlich, dass so wenig für die Vereinbarkeit von Arztberuf und Familie getan wird. Denn der Frauenanteil im stationären Sektor liegt heute bei über 40 Prozent, bei den Assistenzärzten sind bereits mehr als die Hälfte Frauen, und bei den Medizinstudenten sowie beim Staatsexamen liegt die Frauenquote bei über 60 Prozent. Viele dieser Frauen steigen während der Weiterbildungszeit aus dem Arztberuf aus. Spätestens dann, wenn sie Mutter werden. Denn schwangere Ärztinnen stossen bei Vorgesetzten nicht selten auf Unverständnis, wenn sie nicht mehr als neun Stunden pro Tag im Einsatz stehen oder zwei Monate vor dem Geburtstermin keine Nachtarbeit mehr leisten möchten, wie es das Arbeitsgesetz verlangt. Problematische Berufsperspektiven also für werdende Mütter in Weiss.