Ärztemangel ist Realität

Jetzt ist bereits zu spüren, wovor der VSAO schon seit Jahren warnt: In der Schweiz herrscht ein akuter Mangel an Ärztinnen und Ärzten. Kliniken und Spitäler haben grosse Mühe, ihre ärztlichen Stellen zu besetzen. Bisher konnte die Lücke mit ausländischen Ärzten geschlossen werden. Mittlerweile wird jede zweite offene Arztstelle in Schweizer Spitälern mit einem Ausländer besetzt. Die Mehrheit davon aus Deutschland, eine Quelle, die bald versiegt: Es wird immer schwieriger, Ärzte aus dem Ausland zu finden, denn dort sieht die Situation ähnlich prekär aus. Allein in deutschen Spitälern fehlen über 20 000 Ärztinnen und Ärzte.

 

Für die Patienten hat dieser Ärztemangel ernsthafte Konsequenzen: Wenn heute Ärzte im Spital fehlen, fehlen sie morgen als Hausärzte in einer Praxis. Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium OBSAN ortet im Jahr 2030 eine Versorgungslücke von bis zu 30 Prozent der prognostizierten Konsultationen im Bereich Grundversorgung und 15 bis 30 Prozent im Bereich Spezialisten. Schnelle Lösungen sind nicht in Sicht, doch die einzuschlagende Richtung liegt auf der Hand: Aufhebung des Zulassungsstopps, Lockerung des Numerus Clausus für das Medizinstudium und bessere Arbeitsbedingungen. Dazu gehört das Einhalten der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeits- und Ruhezeiten in allen Spitälern. Der Arztberuf muss insbesondere für Frauen, heute die Mehrheit der Studierenden, attraktiver gestaltet werden, damit sie als werdende Mütter nicht abspringen. Mit normalen Arbeitszeiten, mehr Teilzeitstellen und Jobsharing-Angeboten wäre der Arztberuf mit einer Familie vereinbar.